Demenz und Musik

Musikprojekt im Haus an der Allee

In Haus an der Allee hat gemeinsames Singen einen hohen Stellenwert und wird von den Bewohnerinnen und Bewohnern und deren Angehörigen gerne angenommen.

 

Egal ob es der Schlager aus dem Radio, der Evergreen aus den 60-er, das Chanson der 20-er Jahre oder das ewige Volkslied ist: in Sachen Singen gibt es kein Tabu, wenn Mitsingen oder Zuhören und Träumen auf dem Programm steht.

 

Neu ist das Volkslied-Projekt. Dabei stehen deutschsprachige Volkslieder und traditionelle Melodien (Volkstänze mit jahreszeitlichem und regionalem Bezug) im Vordergrund. Unterschiedliche Instrumente kommen zum Einsatz und mehrstimmiger Gesang rundet das Hörerlebnis auf besondere Weise ab. Und die Geschichten um die Lieder werden erzählt...

 

Wie immer wieder von den Bewohnern berichtet wird zerstreut das gemeinsame Singen sorgenvolle Gedanken, es hebt die Stimmung und vermittelt ein Wohlgefühl.

 

Die Lust auf Musik und gemeinschaftlichen Gesang findet einen Höhepunkt beim kanonischen Singen und beim besonders Spaß bringenden Singen in fremden Mundarten oder Sprachen (z.B. das Singen bekannter Volkslieder mit lateinischem Text).

Neben liebevoller Zuwendung ist gemeinschaftliches Singen oft ein wichtiger und mitunter der einzige Zugang zum demenziell erkrankten Menschen. Demente Menschen, die scheinbar nichts mehr wissen oder erinnern, sind unserer Erfahrung nach oft noch in der Lage, eine bekannte Volksweise vom Anfang bis zum Ende und mit jeder Strophe mitzusingen!

 

Gemeinschaftliches Singen von bekannten Melodien tut diesen Menschen gut und kann eine geradezu seelenheilende Wirkung entwickeln.

So wird Singen zu einem geeigneten Mittel der Förderung des Selbsterlebens demenziell erkrankter Menschen. Der demenzkranke Mensch wird „sein Lied“ sehr gern wieder und wieder mitsingen.

 

Wir beobachten, dass durch bekannte Lieder immer wieder Brücken zu Ereignissen aus Kindheit und Jugend geschlagen werden. Eingebracht in das zeitnahe Gespräch, vermitteln sie auch gemeinsame soziale Erfahrungen. Und diese „Erinnerungsmusik“ kann dem demenziell Erkrankten so zu Augenblicken der Orientierung und Wertschätzung verhelfen.

Die nachfolgenden Zitate finden sich in:

Prof. Dr. Bernd Fischer: Musik und geistige Leistungsfähigkeit. Musik und Demenz, „Musik macht geistig fit“ (S. 220-223)

 

„Bei leichten Demenzen wird durch bekannte Musik die Erinnerung an frühere Ereignisse (Langzeitgedächtnis) erleichtert.“

 

„Tägliche Musik aus den 20er und 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts erhöht neben der Erinnerung die Wachheit und Fröhlichkeit bei dementen Menschen.“

 

„Durch und während Musik verbessern sich verbale und vokale Verhaltensauffälligkeiten bei dementen Menschen.“

Demenz und Poesie

Eine 2-Minuten-Geschichte zu Ostern

 

Wenn ich an Ostern denke, kommt mir zuallererst ein Bild aus meiner Kindheit in den Sinn: kleine bunte Zuckerostereier auf Moos.

 

Und dann erinnere ich mich an die Spaziergänge, die mein Opa mit mir in der Osterzeit unternahm. Sie führten uns, wie alle sonntäglichen Spaziergänge, in den nahe gelegenen Wald.

 

Damals ahnte ich nicht, dass Opa sich vorab mit allerlei Zuckerostereiern bestückt hatte, von denen er immer dann eins oder auch zwei in ein Moospolster am Waldboden plazierte, wenn ich irgendwo abseits des Weges umherstromerte.

 

Das erste Mal erweckte er meine Neugier, indem er von einem "seltsamen Gelege" erzählte zu dem er mich geschickt navigierte. Natürlich war ich begeistert. Und diese Begeisterung nahm zu mit jeden neuen Fund. Und - jedes weitere gefundene Osternest machte die Sache noch rätselhafter. Opa machte seine Sache immerhin so geschickt, dass ich nichts argwöhnte.

 

Erstaunt soll ich damals gemutmaßt haben, dass der Osterhase wohl das eine und andere Zuckerei aus seiner Kiepe verloren haben müsse. Opa hat dieser Theorie nie widersprochen. Im Gegenteil: Seine Geschichten, die er während der Spaziergänge zu erzählen wusste, zerstreuten in mir jeglichen Zweifel an einer anderen Erklärung des Zuckerei-Phänomens. So machte es auf dem Heimweg natürlich auch Sinn, eine große Handvoll Moos aus dem Wald mit nach Haus zu nehmen, um daraus im heimischen Garten ein Nest auszulegen, in der Hoffnung, der Osterhase würde bei seinen Touren das ein oder andere Ei auch darin ablegen. Was dann auch prompt geschah. Meine Theorie war bewiesen.

 

Heute weiß ich natürlich, dass der Hase als Bewohner von Feldern und Wiesen den Wald als Lebensraum meidet. Und Gärten gehören erst recht nicht zu seinem Wohlfühlbereich. Was ich aber bis heute nicht weiß, ist, wer die Zuckereier damals tatsächlich in meinem liebevoll mit Moos ausgekleidetem Nest im Garten abgelegt hat. Ich habe nur eine vage Vermutung...

 

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